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Pressemitteilung

Offener Brief zum Bau der Eventarena am Flughafen München

Wir lehnen es entschieden ab, dass die Stadt Freising den Wünschen des Investors SWMunich Real Estate ohne Not und trotz gravierender Nachteile für die Bürger*innen nachkommen will. Eine weitere Großspielstätte im Großraum München bringt für Freising und seine Bürger*innen kaum Vorteile – ganz im Gegenteil. Der Bau birgt erhebliche Risiken für den lokalen inhaber*innengeführten Einzelhandel sowie die vielfältige Freisinger Kulturszene und steht zudem im Widerspruch zur Freisinger Resolution zum Klimaschutz sowie zum Mobilitätskonzept und zum Stadtentwicklungsplan der Stadt Freising!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher,
sehr geehrte Mitglieder des Stadtrats,
in einer der kommenden Sitzungen entscheidet der Stadtrat darüber, ob ein Zielabweichungsverfahren für einen Teil des Vorranggebietes für Flughafenentwicklung angestrebt werden soll. Ziel des Verfahrens ist es, den Weg für den Bau einer Eventarena mit mindestens 20.000 Plätzen am Flughafen mit einer jährlichen Besucher*innenzahl von 1 Million zu ebnen.
Wir lehnen es entschieden ab, dass die Stadt Freising den Wünschen des Investors SWMunich Real Estate ohne Not und trotz gravierender Nachteile für die Bürger*innen nachkommen will. Eine weitere Großspielstätte im Großraum München bringt für Freising und seine Bürger*innen kaum Vorteile – ganz im Gegenteil. Der Bau birgt erhebliche Risiken für den lokalen inhaber*innengeführten Einzelhandel sowie die vielfältige Freisinger Kulturszene und steht zudem im Widerspruch zur Freisinger Resolution zum Klimaschutz sowie zum Mobilitätskonzept und zum Stadtentwicklungsplan der Stadt Freising!

Was gegen den Bau einer Eventarena spricht:
I. Kultur- und Freizeitmöglichkeiten in Freising fördern, Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel erhalten.
Für die Freisinger Bürger*innen erhöhen vor allem Kultur und Freizeitmöglichkeiten innerhalb der Stadt die Lebensqualität, weil diese bequem und ohne weite Anreise genutzt werden können. Diese lokalen Kulturstätten gilt es zu fördern und insbesondere das Angebot kleinerer Spielstätten in Kneipen und Gaststätten zu erweitern. Denn diese Orte bilden die Basis, aus denen Kunst und Kultur entstehen, wohingegen sie in den großen Eventarenen lediglich möglichst gewinnbringend vermarktet werden.
Möglicherweise wird die Eventarena das Publikum der kleineren Kulturstätten im Umkreis negativ beeinflussen, weil das Bewusstsein und die Auffassung von Kultur in ihrer Vielfältigkeit reduziert werden. Die eh schon kleine Bühnenkultur in Freising könnte dadurch zusätzlich leiden. Auch im Hinblick auf die Förderung eines sanften Tourismus sollte ein authentisches regionales Kulturangebot eine große Bereicherung sein. Es wäre für eine Stadt mit historischem Charme der gänzlich falsche Weg, auf eine Eventhalle am Flughafen mit dem Charme eines Industriegebiets zu setzen. Dies unterstreichen auch die kulturellen Entwicklungsziele des Freisinger Stadtentwicklungsplans „STEP 2030“, der in einem basisdemokratischen Prozess gemeinsam mit Freisinger Bürger*innen, Verbänden und Vereinen erarbeitet wurde. Laut diesem sollen die Gastronomie sowie die Kneipen-, Kleinkunst- und Kinokultur gefördert werden. Vom Erhalt alter Gasthäuser in allen Stadtteilen mit Nebenräumen für kulturelle und soziale Nutzung und der Renovierung bestehender Veranstaltungsorte ist ebenso die Rede.
II. Umweltauswirkungen, Klimaschutz und menschliche Gesundheit
Eine Bauplanung auf einer artenreichen Wiesenfläche, die zu einer weiteren Zersiedlung der Landschaft und Neuversiegelung in einer Größenordnung von 11 ha führt, ist unvereinbar mit Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes und damit nicht mehr zeitgemäß. Die versiegelte Fläche dieses Großvorhabens entspricht gemäß Deutscher Nachhaltigkeitsstrategie mehr als dem Doppelten des naturverträglichen, Bayern zustehendem Tagespensums an Neuversiegelung.
Beim Blick auf die Verkehrsentwicklung liegt auf der Hand, dass der Bau der Eventarena eine beträchtliche Zunahme der Verkehrsströme zur Folge haben wird. Dies liegt schon alleine darin begründet, dass die enormen Investitions- und Betriebskosten, die ein Areal dieser Größenordnung verschlingt, mit lokalem und regionalem Publikum nicht zu decken sind. Dementsprechend weitreichend werden auch die Auswirkungen der eine Million jährlichen Besucher*innen sein. Ein beträchtlicher Anteil der Eventtouristen*innen und Tagungsteilnehmer*innen würde vermutlich mit dem Auto oder gar per Kurzstreckenflug anreisen. Das geplante Fahrradparkhaus, das ohnehin nur ein ökologischer Tropfen auf den heißen Stein wäre, würde zu später Stunde und womöglich noch im Winter wohl nicht einmal von Besucher*innen aus der näheren Umgebung genutzt werden.
Die negativen Folgen des – mit der Eventarena einhergehenden – massiv erhöhten Verkehrsaufkommens liegen auf der Hand. Die Stadt Freising würde durch die Zustimmung zu diesem Bauvorhaben die Verschärfung der Verkehrssituation vor allem an den ohnehin schon stark belasteten Verkehrsknotenpunkten FS 44/45 aktiv vorantreiben. Ein weiterer Ausbau des vorwiegend durch den motorisierten Individualverkehr genutzten Straßennetzes mit Vorhaben wie dem vierspurigen Ausbau der Schlüterbrücke (FS44/45), der alleine einen zweistelligen Millionenbetrag kosten dürfte, wäre wohl die Folge. Auf die menschliche Gesundheit hätten allen voran der gesteigerte Flugbetrieb, aber auch die Zunahme des Straßenverkehrs negative Auswirkungen in Form gesteigerter Lärmbelastung und erhöhtem Ausstoßes von potentiell schädlichem Ultrafeinstaub.
Die mit der Verabschiedung der Klimaresolution 2020 beschlossenen intensiven Klimaschutzbemühungen der Stadt Freising und der Kampf gegen die dritte Startbahn würden durch eine vorwiegend mit den klimaschädlichsten Verkehrsmitteln Auto und Flugzeug zu erreichende Eventhalle ad absurdum geführt. Auch der Bau und Betrieb der Eventarena sind wohl kaum klimaneutral zu bewerkstelligen. Hinzu kommt, dass sich die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum unzureichenden Klimaschutzgesetz erneut verschärft haben. Die konsequente Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen auch vor dem Jahr 2030 ist, um die Freiheitsrechte der jungen und nachfolgenden Generationen nicht zu verletzen, unumgänglich und wird vom Bundesverfassungsgericht klar gefordert. Eine Eventarena – die zur Steigerung des Flugbetriebs und des motorisierten Individualverkehrs beiträgt – zu planen, erscheint vor diesem Hintergrund absurd und gerade zu moralisch verwerflich.
Was Freising braucht:
Für eine zukunftsfähige Entwicklung Freisings wünschen wir uns stattdessen Investitionen in wirklich nachhaltige Projekte. Im Verkehrssektor sind Allem voran die dringend nötige Förderung des Umweltverbundes zu nennen. Im Kulturbereich fehlen für alle Freisinger Bürger*innen gut erreichbare vielfältige Kulturangebote möglichst auf Stadtteilebene. Im Erdinger Moos gilt es aus ökologischer und Klimaschutzperspektive sinnvolle Wiedervernässungsprojekte im Moorgebiet um den Flughafen anzustoßen, sodass aus Flächen, die aktuell große Mengen an Treibhausgasen emittieren, wieder Kohlenstoffsenken und Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten werden.
Angesichts der Vielzahl und Vielschichtigkeit der negativen Auswirkungen erschließt sich uns nicht, weshalb der Bau der Eventarena ernsthaft vom Stadtrat in Betracht gezogen wird. Wir plädieren dafür, dass sich die Stadt Freising stattdessen für die Moorrenaturierung des Erdinger Mooses und die Herausnahme der Flächen der 3. Startbahn aus dem Vorranggebiet Flughafen einsetzt, um endlich das Ende des Flughafen-Ausbaus zu besiegeln. Das wäre in unseren Augen ein wirklich nachhaltiges Projekt, das den Menschen in unserer Region guttäte.

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